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Zäune und Barrieren

Es gibt verschiedene Arten von Zäunen und Barrieren, die zur Wolfsabwehr eingesetzt werden können. Hier sind einige Optionen:
  1. Elektrischer Weidezaun: Ein elektrischer Zaun ist die effektivste Möglichkeit, Wölfe fernzuhalten. Der Zaun besteht aus Metall- oder Kunststoffdrähten, die unter Strom stehen. Wenn ein Wolf den Zaun berührt, erhält er einen unangenehmen, aber nicht tödlichen elektrischen Schlag und weicht zurück: ist der Impuls stark genug, wird das hinter dem Zaun befindliche Jagdziel für ihn weniger interessant. Wichtig ist hier zu beachten, dass die Höhe über Grund der Leitermateriallinie sowohl dem zu hütenden Tier als auch den Standardhöhen zur Wolfsabwehr gerecht wird. 
  2. Wildzaun: Wildzäune werden häufig zur Abwehr von Wildtieren eingesetzt und können auch für die Wolfsabwehr effektiv sein. Sie bestehen aus einem engmaschigen Drahtgeflecht, das hoch genug ist, um Wölfe am Überklettern zu hindern. Wildzäune sollten tief genug in den Boden eingegraben sein, um das Untergraben zu verhindern. Außerdem sollten sie zusätzlich mit stromführenden Leitermaterialien, in Abstands-Isolatoren geführt, elektrifiziert werden, um neben der physischen Barriere auch den Effekt der abschreckenden Konditionierung durch den unangenehmen Stromschlag bei Berührung zu erweisen.
  3. Wolfsabweisende Gehege oder Kombination zweier Zaunsysteme: Durch die Kombination zweier Zaunlinien wird ein Sicherheitsring zwischen zu hütenden Tieren und dem Wolf geschaffen. Zudem können hier separate Zaunlinien für Wolf und Nutztier gezogen werden, also ein Elektrozaun gegen Wolf sowie ein nicht elektrifizierter Festzaun für behornte Schafe, Ziegen oder Rinder. 
Stacheldrahtzäune sind in keinster Weise zu empfehlen und bieten keinen ausreichenden Schutz zur Wolfs-Abwehr. Maschendrahtzäune sollten, wie Wildzäune, unbedingt mit entsprechender zusätzlicher Elektrifizierung ausgestattet werden.

Die ideale Ergänzung zum wolfabweisenden Stromzaun sind entsprechend ausgebildete Herdenschutzhunde (HSH). Diese spezialisierten Hirtenhunde funktionieren sowohl wie ein perfekt angepasstes mobiles Alarmsystem und können frühzeitig vor der Gefahr eines Wolfsangriffs warnen. Außerdem erfüllen die Hunde selbst bereits durch ihre Anwesenheit eine wichtige Schutzfunktion: Der Wolf nimmt den Herdenschutzhund als ebenbürtigen Gegner wahr, mit dem er kämpfen müsste: dies will der vorsichtige schlaue Jäger nach Möglichkeit vermeiden!

So funktioniert ein Wolfsabwehrsystem von AKO

Wenn ein Tier den Draht berührt, wird ein Stromkreis geschlossen, d. h. der elektrische Strom fließt durch das Tier und über die Erde zurück zum Gerät. Das Tier erhält dadurch einen unangenehmen, wenngleich ungefährlichen Stromschlag und weicht zurück. Dieses System funktioniert sowohl zur Einzäunung als auch zur Abwehr von Tieren. Ein Elektrozaun wirkt als psychologische Barriere und nach dem Prinzip der negativen Konditionierung. Bei Berührung des Zauns durch ein unerfahrenes Tier (i. d. F. dem Wolf) ist es deshalb besonders wichtig, dass der Stromschlag seine volle Wirkung entfaltet, um das Tier entsprechend zurückweichen zu lassen und eine Lernerfahrung zu erzeugen. Ist ein Wolfsabwehrsystem unzureichend ausgestattet (z. B. zu geringe Schlagstärke des Geräts, minderwertiges Leitermaterial, ungenügende Erdung), kann es daher langfristig geschehen, dass der Wolf den Respekt vor der Barriere Zaun/Netz verliert und deshalb den unangenehmen Reiz des Stromschlages u. U. in Kauf nimmt, um sein Ziel, also seine Beute, zu erreichen.
Grafik Wolfsberührung mit dem Elektrozaun
Ein Elektrozaunsystem besteht aus
  • Einem Elektrozaungerät, welches regelmäßige Stromimpulse erzeugt.
  • Leitermaterial, das den Strom transportiert (muss nicht zwingend zum Zaunanfang zurückkehren, d. h. muss nicht geschlossen sein); dieses muss maximal 20 cm über Grund der Bodenkontur folgend verlaufen, und bis 60 cm in Abständen mit max. 20 cm verlaufen. Ideale Abstände Leitermaterial zum Grundschutz Wolfsabwehr sind also 20 / 40 / 60 / 90 cm – bestenfalls erweitert mit einer zusätzlichen Reihe bei 120 cm.
  • Isolatoren, welche den Strom gegenüber der Erde und den restlichen Komponenten isolieren.
  • Permanenten oder mobilen Pfählen, die je nach Bedarf eingesetzt werden und Zaun bzw. Netz aufrechterhalten; um Bodenunebenheiten auszugleichen müssen die Pfahl-Abstände entsprechend angepasst werden.
  • Der Erdung des Elektrozaungerätes, um den benötigten Kreislauf zu schließen - bestenfalls tief in feuchtem Erdreich, ggfls. mit mehreren Erdstäben oder Bentonit-Mix unterstützen.
Zaunverlauf
Der Zaun muss gleichermaßen an örtliche Gegebenheiten sowie das Jagdverhalten des Wolfs angepasst werden:
  • Ein Abstand von max. 20 cm zwischen Boden und unterster Litze darf nicht überschritten werden, um Untergraben zu verhindern.
  • Um ein Einspringen des Wolfes zu unterbinden, muss der Zaunverlauf entweder:
  • mind. 2,50 m von einer signifikanten Erhöhung/Böschung entfernt sein,
  • der Zaun entsprechend erhöht werden, um die Erhöhung/Böschung auszugleichen, oder
  • es müssen getrennte Zäune je für die Hütetiere sowie zur Wolfabwehr direkt auf der Erhöhung/Böschung gezogen werden*;
  • Verläuft der Zaun über einen Graben, sollte dieser zusätzlich unterhalb der niedersten Litze durch einen vertikalen Kettenvorhang erweitert werden. Der Kettenvorhang muss dann ebenfalls elektrifiziert werden. Um übermäßige Ableitung (bspw. bei Hochwasser) zu verhindern, sollte ein Energiebegrenzer eingebaut werden.
  • Tore im Zaun sind potenzielle Schwachstellen; deshalb sollten auch sie durch entsprechende Vorbauten/Erweiterungen elektrifiziert werden.
  • Es ist darauf zu achten, dass der unterste Draht der Bodenkontur folgt und straff gespannt ist.
Bitte beachten Sie bei der Zusammenstellung und Auswahl Ihrer Zaunkomponenten folgende Grundsätze des Elektrozaunbaus:
  • das Leitermateial sollte den geringstmöglichen Widerstand aufweisen, um den Strom bestmöglich im gesamten Zaunverlauf fließen zu lassen; der Widerstand, gemessen in Ohm/Meter, sollte kleiner 1 sein -> je weniger desto besser! Nutzen Sie deshalb Leitermaterial mit dicken Drähten sowie gute Verbindungen (Litzclip Lösungen).
  • das Erdungssystem (Erdstäbe und Zuleitung) sollte ebenso einen möglichst geringen Widerstand aufweisen, um auch hier den Strom im Falle einer Tierberührung bestmöglich fließen zu lassen. Dies bedeutet, dass die verzinkten mind. 1 m-langen Erdstäbe am besten an einer feuchten und bewachsenen Stelle eingebracht werden sollten. Unterstützen Sie dies ggfls. durch den Einsatz multipler Erdstäbe oder Bentonit.
  • Isolatoren hingegen sollten einen möglichst hohen Widerstand aufweisen: dazu zählen Torgriffe und Einschraub-Isolatoren, mit denen das Leitermaterial an den Pfählen entlang geführt wird: sie verhindern in ihrer Funktion eine ungewünschte Ableitung des Stroms vom Zaun zur Erde.
* Bei 2 oder mehr Elektrozäunen, die jeweils von unterschiedlichen Geräten betrieben werden, muss der Abstand zwischen den beiden Zaunlinien mind. 2,50 m betragen.

In der Regel werden Maßnahmen zum Herdenschutz für die durch Wölfe gefährdeten Nutztierarten, z.B. wie Schafe, Ziegen, Pferde und Rinder, gefördert. Zur Herstellung eines wolfsabweisenden Mindestschutz zählt hier die Errichtung elektrisch geladener Nutzgeflecht- oder Litzenzäune mit einer Mindesthöhe von 90 cm. Bitte beachten Sie auch, dass es je nach Bundesland abweichende Vorgaben geben kann. Weitere Anforderungen und Informationen finden Sie auch in der DIN VDE Norm 0131 sowie dem Leitfaden Elektrozäune VDE SPEC 90006 in ihrer jeweils aktuellen Version.